der EGON, Konzept,

Wie sitze ich richtig?

Mit dieser Fragestellung beschäftigen wir uns seit Anfang 2016 und arbeiten an der Umsetzung einer Antwort. Unser Ziel ist es, einen Stuhl zu entwickeln, der den Ansprüchen an Ergonomie, Komfort und Design gerecht wird.

Bedingt durch die Evolution ist unser Körper für den aufrechten Gang konzipiert, nicht aber für das längere Verweilen in einer sitzenden Position.
Immer mehr Menschen arbeiten aber an einem Schreibtischplatz und verbringen einen großen Teil ihres Tages sitzend. Dabei führt eine schlechte Haltung über lange Zeit zu gesundheitlichen Schäden. Die häufigsten Probleme treten dabei im Bereich der Wirbelsäule und im Schulterbereich auf.
Physiotherapeuten empfehlen „aktiv zu sitzen“ – dabei wird die Sitzposition regelmäßig gewechselt, um unterschiedliche Muskelgruppen abwechselnd zu belasten. Dadurch wird einer Überlastung eines einzelnen Muskels vorgebeugt.
Um diese Mobilität intuitiv zu gewährleisten entwickeln wir einen Stuhl, der die Lenden- und Rückenmuskulatur unterstützt und durch seine Flexibilität die Rumpfmuskulatur aktiviert.

Wie muss der Stuhl  sein, um das zu können?

Jede Positionsänderung beim Sitzen beeinflusst unseren Bewegungsapparat. Unsere Ansatz ist, den Stuhl diesen Bewegungen folgen zu lassen.
Beugt man sich nach vor, so soll die Konstruktion dem Körper des Benutzers folgen und gleichzeitig die notwendige Stabilität gewährleisten. Das wird durch einen durchgehenden Holm möglich, der bei den Füßen beginnt, die Sitzfläche aufnimmt und im oberen Bereich zur Rückenlehne wird. Dadurch kann der Stuhl wie unser Körper, als ganzheitliches System betrachtet werden. Die Elastizität des Materials verleiht der Konstruktion die nötige Flexibilität.

Durch eine fein abgestimmte Kombination aus Flexibilität und Stabilität unterstützt EGON die Muskulatur und verlangt immer wieder kleine Ausgleichsbewegungen um die Balance zu halten. So werden Muskelgruppen aktiviert und überlastungsbedingte Verspannungen minimiert.

Auch die Rückenlehne folgt dem minimalistischen Ansatz des Entwurfes. Sie besteht aus zwei schmalen Holmen, die neben der Wirbelsäule verlaufen und so die nötige Unterstützung der Rumpfmuskulatur bei maximaler Beweglichkeit ermöglichen.

Letztendlich erinnert das Sitzgefühl von EGON an einen Sitzball, jedoch mit Lehne und deutlich höherer Stabilität.

Wie kann so ein Stuhl gebaut werden?

Aufgrund der komplexen Form des Holms war für uns eine Formverleimung aus Furnierschichten naheliegend. Um die gewünschte Form umsetzen zu können, ist es notwendig die Furnierblätter unter Dampf zu biegen und in der gewünschten Position zu halten, erst danach können die einzelnen Schichten in einer Pressform miteinander verklebt werden.

In der ersten Phase haben wir uns know how über Formenbau, Verpressung, Dämpfen und Verkleben im trial and error Verfahren angeeignet. Der output dieses Abschnittes war der Prototyp #01. Dieser entsprach noch nicht unseren Entwurfsvorstellungen, war aber erforderlich, um die  notwendigen Fertigkeiten zu erlernen.

Bei dem Prototyp #02 ist es uns gelungen den Entwurf umzusetzen. Auf dem Weg dorthin haben wir eine Heizeinheit mit Kessel und eine Dampfkammer für die Furniere gebaut. Es ist eine neue Form für die Verleimung entstanden. Dazu haben wir eigene Spannmechanismen entwickelt und gefertigt. Auch für die Fußelemente und die Befestigung der Sitzschale sind entsprechende Pressformen und Spannelemente entstanden.

What’s next?

Derzeit testen wir, wie nahe der Prototyp #02 unseren Zielvorstellungen kommt. Parallel dazu entwickeln wir unsere Formen und Spanner weiter.
Die gewonnenen Erkenntnisse werden in den Prototyp #03 einfließen. Wohin uns das Projekt EGON letztendlich führt, bleibt auch für uns spannend…..